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22. Januar 2017

Theater mit allen Sinnen

Schülerinnen und Schüler des Wirtschaftsgymnasiums haben das Rheinische Landestheater in Neuss besucht, um sich das Theaterstück „Corpus Delicti“ anzusehen. Eine Theaterkritik von Katja Becker, Johanna Sil und Valerie Stark (Klasse WG 14-1).

Im Stück ,,Corpus Delicti“ von Juli Zeh steht die Gesundheit im Mittelpunkt. Mitte des 21. Jahrhunderts herrscht die ,,Methode“. Alle Bürger müssen ein tägliches Sportpensum erfüllen und sich gesund ernähren. Einnahme von Alkohol, Nikotin und andere schädliche Substanzen sind strengstens verboten. Es existieren sogenannte kontaminierte Zonen, welche von den Bürgern nicht betreten werden dürfen. Jedem Bürger wird ein Chip eingepflanzt, der kontrolliert, ob die Regeln beachtet werden. Die Menschen, die nach der ,,Methode“ leben dürfen auch nicht frei entscheiden mit wem sie eine Beziehung führen. Die Bürger dürfen nämlich nur eine Beziehung mit einer Person führen, die dasselbe Immunsystem hat. Nehmen alle Menschen diese Überwachung in Kauf, um gesund zu leben, oder gibt es Probleme im System?

Mia Holl (Linda Riebau) trauert um ihren Bruder Moritz Holl, der im Gefängnis mit ihrer Hilfe Selbstmord begangen hat. Moritz wurde wegen Vergewaltigung und Mordes verurteilt, doch er beteuert bis zuletzt seine Unschuld. Er wurde mit Hilfe eines DNA-Testes überführt. Im Stück kommt es immer wieder zu Rückblicken, die diese Geschichte zeigen. Es werden auf einer Leinwand Animationen gezeigt, die Moritz im Gefängnis zeigen und Mias Hilfe beim Selbstmord. Mia vernachlässigt in ihrer Trauer ihre Pflichten der Methode gegenüber. Die Gefühle von Mia würden durch Animationen und Musik auf eine künstlerische Art und Weise dargestellt. Dies war an manchen Stellen etwas überzogen. Vor Gericht muss sich Mia zu ihren Verstößen äußern. Das Gericht besteht aus Rainer Scharenberg (Anwalt Rosentreter), Karin Moog (Richterin Sophie) und Richard Lingscheidt (Staatsanwalt Bell).

Während des gesamten Stückes wurde Mia von der „idealen Geliebten“ begleiten. Die ideale Geliebte (Johanna Freyja Iacono-Sembritzki) ist eine Person, die sich Mia einbildet. Moritz hat ihr diese zum Abschied geschenkt. Die Schauspielerin der idealen Geliebten kam durch ihre sehr gute schauspielerische Leistung und die Umsetzung dieser Figur gut bei uns an. Der weitere Verlauf des Stücks, also die Gerichtsverhandlung und die Bestätigung von Moritz Unschuld, zieht sich dagegen etwas. Am Schluss stellt sich Mia komplett gegen die Methode und Heinrich Kramer( Andreas Spaniol), das Sprachrohr der Methode beginnt eine Hetzjagd auf Mia. Immer mehr Leute unterstützen Mia und werden auf ihren Fall aufmerksam. Sie soll wie ihr Bruder eingefroren werden, weil sie eine Gefahr für die Methode darstellt. Die Beweise die dafür gefunden wurden waren, aber nicht von ihr. Damit Mia nicht als Märtyrerin stirbt wird die Vollstreckung des Urteils in letzter Sekunde gestoppt. Sie wird begnadigt.

Das gesamte Stück spielt sich vor dem gleichen Bühnenbild ab. Die Bühne ist kühl und leer gestaltet. Es gibt nur drei Stühle auf der Bühne. Es ist alles in grau und weiß gehalten. Die Richterin, der Staatsanwalt und der Rechtsanwalt haben einheitliche Kleidung an, Kramer trägt nur schwarz. Viel wird in der Inszenierung mit Lichteffekten, Animationen und Musik gearbeitet. Dies hat das Theaterstück modern und anschaulicher gemacht.

Meiner Meinung nach ist das Stück sehenswert, nur sind Teile des Stücks nicht verständlich, wenn man das Buch nicht gelesen hat. An manchen Stellen hatte die Handlung Längen. Die Animationen geben dem ganzen Stück etwas Interessantes und Neues, das alle Sinne anspricht. Die Schauspieler haben ihre Rollen glaubhaft rübergebracht und eine gute schauspielerische Leistung abgeliefert. Außerdem wird solch eine Staatsform mit gesundheitsdiktatorischen Zügen nach unserer Auffassung immer wahrscheinlicher.  Wenn man sich für solch das Thema interessiert, ist ein Besuch im Theater Neuss sehr zu empfehlen. Die nächste Aufführung ist am 24. Januar 2017.

  • By Holger Kramer  0 Comments 

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